Christoph Bernhard Schlüter

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Christoph Bernhard Schlüter (Quelle:de.wikipedia.org / lwl.org)

Christoph Bernhard Schlüter (* 27. März 1801 in Warendorf; † 4. Februar 1884 in Münster) war ein Schriftsteller, Philosoph und Professor an der Akademie zu Münster. Er gilt als Mentor der Droste.

Leben

Schlüter stammte aus einer alteingesessenen westfälischen Juristenfamilie; er war der zweite Sohn von neun Kindern des Stadtrichters von Warendorf Klemens August Schlüter (*14. Dezember 1770; 11. März 1861). Seine Mutter, Katharina Josephine (*3. November 1777; 9. Juni 1866), „war von nicht gewöhnlicher Bildung und einer alles gewinnenden Herzensgüte.“ [Anm. 1] . Ihr Vater war der Münsteraner Stadtrichter Dr. Christoph Bernard Graever (1734–1804), der sich große Verdienste um die Stadt erworben hatte. Als Spezialgesandter erwirkte er in London eine Entschädigung für den Schaden, den Münster durch das Bombardement im siebenjährigen Kriege erlitten hatte. Schlüters Vater wurde während der französischen Herrschaft als Procurator an den Appellhof nach Düsseldorf und 1815 als Oberlandesgerichtsrat nach Münster versetzt, wo sein Haus den Mittelpunkt eines angeregten geistigen Lebens bildete. Die daraus erwachsenen Verbindungen übten auf den jungen Bernhard eine bleibende Wirkung aus.

Ein Unglück ereignete sich, als der Knabe im Alter von acht Jahren eine Flasche mit Kalk und Wasser zum Explodieren brachte, wodurch seine Augen stark angegriffen wurden und er mit 27 Jahren völlig erblindete. Zu diesem Vorfall schrieb der Münsterische Anzeiger 1934 in einem Nachruf zum 50. Todestag Schlüters:

"Von Natur aus sehr lern- und wißbegierig, suchte er durch eigene Anschauung, durch Probieren usw. alles zu ergründen, und dieser Trieb sollte ihm zum Verhängnis werden. Er selbst erzählt darüber: "Trotz des Verbots meiner Eltern nahm ich, acht Jahre alt, eine Flasche, füllte sie mit Kalk und Wasser, tat einen Stöpsel darauf und band eine Blase fest darüber. Ich wollte die Flasche in den Garten stellen und dann von fern einen starken Knall hören, dachte aber, es würde nicht so schnell geschehen ... Die Flasche zersprang. Der Kalk und das Glas flogen in meine beiden Augen. Drei Monate mußte ich im Dunkeln sitzen. Die Untätigkeit und Langeweile während dieser Zeit waren mir fast unerträglicher als die großen Schmerzen." [Anm. 2]

Trotz seines Augenleidens absolvierte Schlüter mit knapp 18 Jahren das Gymnasium Paulinum. Von 1819 bis 1822 studierte er in Göttingen Philosophie und Philologie. Danach bewarb er sich um eine Anstellung am münsterischen Gymnasium. Die Prüfung 1824 fiel indes so günstig aus, daß man ihm riet, sich als Dozent der Philosophie an der neu gegründeten Akademie – der späteren Universität – in Münster niederzulassen. Seit 1824 war er auch Mitglied von Benedikt Waldecks Literaturzirkel Die Haimonskinder. So setzte er zunächst seine Studien fort. Am 30. November 1826 hielt er seine Antrittsrede an der Akademie und begann, nach seiner Habilitation am 14. Mai 1827, seine Vorlesungen über Geschichte der Philosophie.

Inzwischen hatte aber sein Augenleiden in bedrohlicher Weise zugenommen. Im nächsten Jahre steigerte es sich bis zur völligen Blindheit; nur der Unterschied zwischen Tag und Nacht blieb den kranken Augen noch bemerkbar. Schwere Stunden hat S. in dieser Zeit zwischen Furcht, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit durchlebt und in schmerzvollen Gedichten den Bedrängnissen seiner Seele Ausdruck gegeben. [Anm. 3] Viele Jahre hindurch war seine einzige Schwester Therese ihm eine wertvolle Stütze im Alltag.

Die Universität Würzburg ernannte ihn 1843 zum Ehrendoktor, in Münster wurde er 1848 ordentlichen Professor an der Akademie.

Christoph Bernhard Schlüter starb hochbetagt am 4. Februar 1884 in Münster. Sein Grab befindet sich auf dem Hörster Friedhof.

Schlüter – Mentor der Droste

Seit 1827 betreute Schlüter in seinem Elternhaus (am Alten Steinweg) einen literarisch interessierten, hauptsächlich aus Theologiestudenten bestehenden Schülerkreis, in dem eigene und fremde Arbeiten diskutiert wurden, bevorzugt auch Werke der westfälischen Literatur. Schlüter gilt als (zunächst widerwilliger) Entdecker und Mentor von Annette von Droste-Hülshoff (1791–1848).

Als Annettes Mutter Therese von Droste-Hülshoff ihn bat, sich des literarischen Talents der Tochter anzunehmen, lehnte Schlüter dies zunächst ab. Wohl auch, weil ein schlecht vorgelesenes Jugendwerk Annettens, der „Walther“, auf den Hörer keinen günstigen Eindruck machte. Erst fünf Jahre später kamen sich die Droste und Schlüter näher. Zur ersten persönlichen Begegnung der beiden kam es vermutlich erst Jahre später, bei einem literarischen Teekränzchen im Februar 1834. [Anm. 4]

“Schlüterchen”, wie die Droste ihn oft nannte, bot sich 1837 als Betreuer ihrer ersten Gedichtsammlung an und stellte das Erstlingswerk mit Wilhelm Junkmann (1811–1886) zusammen. Die „Gedichte von Annette Elisabeth v. D... H.... wurden 1838 in der Aschendorff'sche Buchhandlung von dem Verleger Johann Hermann Hüffer, veröffentlicht.

"Ich glaube Ihrem Wunsch und Willen entsprochen zu haben, indem ich meine Sendung an Sie, liebes Fräulein, bis auf das wirkliche Erscheinen des ersten Druckbogens Ihrer Gedichte warten ließ. Junkmann, Hüffer und ich haben es uns angelegen sein lassen nach Kräften Druckfehler zu entfernen und die zu reichlich angebrachte Interpunktion, namentlich Commata und Ausrufungszeichen geziemend zu mindern und zu reduziren; wir hoffen auf ein Zeichen Ihrer Zufriedenheit mit unserer Arbeit …" (Postskriptum in einem Brief von Schlüter an die Droste, vom Sonnabend den 16. Juni 1838)

Unter dem Einfluß des weltoffeneren Freundes Levin Schücking entfremdete sich die Droste von Schlüter und seiner katholisch geprägten, restaurativen Welt- und Literaturanschauung. Doch in ihren letzten Lebensjahren kam es zu einer erneuten Annäherung; Schlüter ermunterte die Droste nach fast 20jähriger Unterbrechung die Arbeit an ihrem "Geistlichen Jahr" wieder aufzunehmen. Das Werk gab Schlüter 1851 im Auftrag der Dichterin heraus. Nach ihrem Tod veröffentlichte er auch ihre Briefe und Kompositionen (1877).

Eine ähnliche Rolle als persönlicher Freund und Förderer für Luise Hensel (1798–1876) und Antonie Jüngst (1843–1918).

Werk

Das Hauptwerk Schlüters bilden Arbeiten zum Thema Christentum und katholische Theologie. Er verfügte über ein fundiertes philosophisches und literarisches Wissen; veröffentlichte u.a. über Spinoza, Aristoteles und Baader. Intensiv beschäftigte er sich mit Augustinus, über den er mehrfach publizierte. Schlüter orientierte sich immer stark an der Bibel und gab unter Pseudonymen (Jacob, Tiresias redivivus) religiöse Gedichte heraus.

Einzelnachweise

  • [Anm. 1] : Hermann Hüffer: Schlüter, Christoph Bernhard, in: Allgemeine deutsche Biographie, Bd.: 31, S. 607, Leipzig, 1890
  • [Anm. 2] : Christoph Bernhard Schlüter. Ein Gedenkblatt zur 50. Wiederkehr seines Todestages, in: Münsterischer Anzeiger, Nr. 128 vom 4.2.1934
  • [Anm. 3] : Hermann Hüffer: Schlüter, Christoph Bernhard, in: Allgemeine deutsche Biographie, Bd.: 31, S. 607, Leipzig, 1890
  • [Anm. 4] : Monika Gemmer: Literarisches Webprojekt zu Annette von Droste-Hülshoff, Kategorie: Briefe an Christoph B. Schlüter Nach 100 Jahren möchte ich gelesen werden

Weblinks