Handorf
Handorf ist ein Stadtteil von Münster in Westfalen im Stadtbezirk Ost. Aufgrund seiner Lage an der Werse und der Nähe zur Innenstadt ist Handorf als Ausflugsort und Wohnquartier beliebt. Den Beinamen „Dorf der großen Kaffeekannen“ verdankt Handorf einer Völkerwanderung der besonderen Art: Ab dem 19. Jahrhundert spazierten die Münsteraner gerne an freien Tagen aus der Stadt heraus und stärkten sich in einer der vielen "Kaffeewirtschaften", die besonders an der Werse entstanden.
Name
Der Name Handorf hat sich nach wissenschaftlicher Erkenntnis aus der älteren Bezeichnung „Hoenthorp“ entwickelt, was soviel wie Höhendorf bedeutet. Vermutlich bezieht sich dieses auf die Lage der ersten Siedlung oberhalb der Werse in der Nähe der St. Petronilla-Kirche.
Geschichte
Die Entwicklung Handorfs ist eng mit der Geschichte der katholischen Pfarrgemeinde St. Petronilla verbunden. Bereits um 1020 ließ Edelfrau Raimod von Cappenberg eine Holzkirche errichten. Sie überwies diese Kirche dem münsterischen Bischof Siegfried von Waldeck, damit dieser sie zur Pfarrkirche erheben würde, aber erst Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Handorf selbständige Pfarrei. Um 1300 wurde ein zweiter Kirchenbau erreichtet. Die ältesten Bauteile der heutigen St. Petronilla Kirche gehen auf den dritten, um 1700 errichteten Kirchenbau zurück.
Das Leben im ländlich geprägte Handorf wurde Mitte des 19. Jahrhunderts turbulenter, als der Ort 1887 mit einem eigenen Bahnhof an die Bahnstrecke Münster-Warendorf angeschlossen wurde. Drei Jahre später kam der Haltepunkt Sudmühle an der Strecke Münster-Osnabrück hinzu. Diese Verbindungen mit der Innenstadt förderten den Ausflugsverkehr so nachhaltig, das besonders an der Werse viele Kaffeewirtschaften entstanden, die zum Teil nur wenige hundert Meter auseinander lagen. Von Norden nach Süden waren das „Haus Eggert“ im Ortsteil Dorbaum, der „Hof zur Linde“, der „Wersehof“, Haus „Vennemann“, die schloßähnliche Boniburg (1898 gebaut, 1970 abgerissen) im Boniburger Wald, der „Hugerlandshof“ „Nobis Krug“ die „Pleistermühle“ (Stadtteil St. Mauritz) sowie „Stapelskotten“ und Haus „Kinnebrock“ (Stadtteil Gremmendorf). Fast jedes Kaffeehaus verlieh auch mehr oder weniger fahrtüchtige Kähne, mit denen die Familien auf der Werse rudern konnten.
Anfang des 20. Jahrhunderts war Handorf mit etwa 1000 Einwohnern eine kleine Landgemeinde. Das änderte sich schlagartig, als 1930 die Stadt Münster Gelände aufkaufte, um einen Truppenübungsplatz und einen zivilen Flughafen einzurichten. 1935 wurde das Gelände der Wehrmacht übergeben, die einen Fliegerhorst errichtete. Dadurch verstärkte sich die Siedlungstätigkeit. Nach Kriegsende fanden zunächst Flüchtlinge Unterkunft in den Baracken des Fliegerhorstes. Zur Verbesserung ihrer Wohnungssituation wurden in den 50er Jahren die ersten Wohnblocks in Handorf-Dorbaum fertig gestellt. Diese Wohnbauten bildeten den Anfang eines eigenen Ortsteils Handorf-Dorbaum, der vor allem im Zusammenhang mit 1957 eingerichteten Lützow-Kaserne und einem Nato-Stützpunkt bis in die 70er Jahre weiter ausgebaut wurde. Zeitweise waren in Handorf 2000 Soldaten stationiert.
Um 1970 entstand am den nördlichen Dorfrand von Handorf das Wohngebiet Middelfeld und zwischen Ortskern und Warendorfer Straße das Einfamilienhausgebiet Werseaue. Mitte der 80er Jahre verlagerte sich die Bautätigkeit auf den Südosten zwischen Handorfer Straße und der neuen Ortsumgehung Hobbeltstraße.
Bis Ende des Jahres 1974 war Handorf selbstständige Gemeinde im Amt St. Mauritz. Mit dessen Auflösung wurde Handorf im Zuge der kommunalen Gebietsreform in die Stadt Münster eingemeindet.
Durch die Ausweisung des Baugebiets „Drei Eichen“ werden in den nächsten Jahren die Ortsteile Handorf und Dorbaum zusammenwachsen. Zurzeit hat Handorf etwa 7.500 Einwohner.
Links
Offizielle Seite der Stadt Münster zum Stadtteil Handorf
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