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Aktuelle Version vom 8. Februar 2024, 14:24 Uhr
Bernhard von Raesfeld (* 9. November 15081; auf Haus HamerenWP bei BillerbeckWP; † 18. April 1574 in Münster) war vom 4. Dezember 1557 bis 25. Oktober 1566 „Fürstbischof von Münster.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft
Bernhard entstammte dem westfälischenWP Adelsgeschlecht RaesfeldWP. Seine seit 1506 verheirateten Eltern waren der Rittergutsbesitzer Arnd von Raesfeld zu Hameren2 (1479–1567) und Petronella von Merfeld zu MerfeldWP († 1534), die gemeinsam 20 Kinder hatten, darunter auch Bernhards Brüder Gottfried von RaesfeldWP (bedeutender DomdechantWP) und die Domherren [[wikipedia:de:Heinrich von Raesfeld (Domherr, † 1573)|HeinrichWP]], ArndWP, BitterWP und Dietrich FranzWP. Nachdem der Vater verwitwet war, hatte er schon längere Zeit mit seiner Magd Adelheid Mensing zusammengelebt, ehe er sie 1555 heiratete, wodurch auch die sieben Kinder aus dieser Verbindung (möglicherweise waren auch Kinder mit einer weiteren Magd namens Christine darunter) legitimiert wurden.
Geistliche Laufbahn
Da Bernhard nicht als Erbe des Ritterguts HamerenWP3 vorgesehen war, schlug er die geistliche Laufbahn ein. Traditionell geschah dies bei einem Sohn aus der Familie RaesfeldWP im Hochstift MünsterWP, wo durch Vorfahren und Verwandte bereits beste Beziehungen zum dortigen Domkapitel bestanden. Bernhard von Raesfeld hatte als KanonikerWP bzw. DomherrWP schon einige Ämter bekleidet (z. B. DomkellnerWP und PropstWP des StiftsWP St. MauritzWP und Inhaber des ArchidiakonatWPs zu StadtlohnWP), als er am 4. Dezember 1557 bei Gelegenheit der VakanzWP des Bischofsamtes im Alter von 49 Jahren vom Domkapitel von Münster zum FürstbischofWP gewählt wurde.
Fürstbischof von Münster
Nur widerwillig, und nachdem er die auf ihn gefallene Wahl erst abgelehnt hatte, nahm Bernhard auf eindringlichen Zuspruch seitens der DomkapitulareWP und der LandständeWP, die ihm zusicherten, ihn bei der Regierung so gut wie möglich zu unterstützen, die Fürstenwürde, die er mehr für eine BürdeWP hielt, an. Eine seiner ersten Amtshandlungen als FürstbischofWP war 1558, einen gerichtlichen Vergleich zu bestätigen, nach dem es der Stadt MünsterWP zustand, straffällig gewordene Geistliche bis zur Übergabe an die GerichtsbarkeitWP des Bischofs gefangenzusetzen, allerdings nur in gelinde Haft. Zu den Reichstagen zu AugsburgWP sandte Bernhard von 1559 bis 1566 regelmäßig seinen Bruder Gottfried von RaesfeldWP, einen hochgelehrten DomherrWPn und geschickten DiplomatWPen. 1561 forderte Kaiser Ferdinand I.WP den Fürstbischof Bernhard zu einem Bericht über die von der Stadt Münster erbetene Bestätigung ihrer PrivilegWPien auf. Bernhard bestätigte die Privilegien endlich 1566.
Bedrohung des Fürstbistums Münster
Im Sommer 1563 zog Herzog Erich II. von Braunschweig-CalenbergWP mit einem Heer gegen Münster und kündigte von BramscheWP aus dem Fürstbischof Bernhard unter dem Vorwand rückständiger Zahlungen die FehdeWP an. Vergeblich baten die Bürger von WarendorfWP den Bischof um Hilfe gegen den bevorstehenden Überfall durch den Herzog. Notgedrungen öffneten sie am 19. Juli Erich die Tore der Stadt und zahlten 3000 Gulden BrandschatzWP. Schließlich konnte Bischof Bernhard gegen die Zahlung eines Lösegeldes von 32.000 Gulden den Abzug des Herzogs aus der münsteranischen Stadt aushandeln. Die Bevölkerung war damals allerdings über die bereitwillige Zahlung einer solch hohen Summe ohne den Versuch, den Herzog zu vertreiben, empört. Aber niemand war mit diesem unrühmlichen Verlauf unzufriedener als der Bischof selbst, doch die Umstände hatten ihn dazu gezwungen. Erst nachdem der zufriedene Herzog Erich abgezogen war, warb Bischof Bernhard mit Hilfe des DeutschordenkomtursWP Alhard von HördeWP 300 bewaffnete Reiter.
Resignation
Gründe zur Resignation
Die enttäuschende Entwicklung der KirchenreformWP führte bei Bernhard schon frühzeitig dazu, an ResignationWP zu denken. Das Domkapitel und auch Herzog Wilhelm von Jülich-Kleve-BergWP baten ihn wiederholt, im Amt zu bleiben. 1563 nach dem Überfall durch Herzog ErichWP führte Bernhard als weitere Gründe für seine Rücktrittsgedanken an, dass die LandständeWP und das Domkapitel ihn bei seiner Regierung nicht so unterstützten wie anfangs zugesichert. Laut bestehender Ordnung hatte im Kriegsfall die LandschaftWP die auflaufenden Unkosten zu tragen. Bei dem jüngsten Überfall durch Herzog Erich hatte sich aber gezeigt, dass die Landstände zur Erfüllung ihrer diesbezüglichen Pflichten nicht geneigt waren, so dass Bischof Bernhard die Unkosten allein zu tragen hatte, was seinen HaushaltWP sehr belastete. Zudem seien die Einnahmen aus den LandsteuernWP in den letzten Jahren ohnedies erheblich gesunken, andererseits erforderten Hofhaltung und Regierung immer mehr Aufwand. Letztlich fügte Bernhard hinzu, dass statt es ihm vormals zugesagten Rat und Beistands er nur Uneinigkeit und Widerwärtigkeit bei den Landständen verspüre, wodurch die gemeine Wohlfahrt verhindert, gute Ordnung zerrüttet und das Verderben des Staates herbeigeführt werde.
Resignation selbst
Als Konsequenz zog Bischof Bernhard mehrere Nachfolgekandidaten in Betracht, und als der Entschluss zur Resignation endgültig feststand, wurden am 13. Februar 1565 Gottfried Gropper und Gottschalk Freher beauftragt, in Rom um die erforderliche licentia resignandi zu bitten. Am 5. Dezember 1565 legte Bischof Bernhard die Bedingungen fest, unter denen er resignieren wollte. Der Tod von Papst Pius IV.WP am 9. Dezember 1565 verzögerte den Fortgang der Sache. Am 24. Oktober 1566 entband Fürstbischof Bernhard seine Amtleute und Untertanen vom Eid, und am Tag darauf legte er in WolbeckWP, ohne dass er die licentia resignandi erhalten hatte (die BischofsweiheWP hatte er übrigens auch nie empfangen), sein Amt zu Händen des Domkapitels von Münster nieder.
Letzte Jahre
Bernhard zog sich auf die ihm eingeräumte DomkurieWP auf der DomimmunitätWP in Münster zurück, wo er auch am 18. April 1574 gestorben ist. In BillerbeckWP, wo sein Elternhaus, Haus HamerenWP, steht, gründete er ein Armenhaus für je sechs Frauen und Männer. Im Übrigen hat er, ähnlich wie sein Vater und wie viele Domherren seiner Zeit, Kinder hinterlassen.4 Beigesetzt wurde Bischof Bernhard von Raesfeld im Dom, ebenso wie später an seiner Seite seine Brüder Gottfried und Bitter.
Einzelnachweise
- 1 LA Westfalen, Abteilung Münster, Mscr. VI. S. 87, Hier werden alle 20 Kinder des Arnd von Raesfeld mit genauem Geburtstag aufgeführt, Bernhard wird als 2. Kind genannt "Item Bernd v Raesfeldt Anno 1508 up Donnerstag nach Leonardi, nona Novembris, hora secunda post meridiem".
- 2 http://www.jokuhl.de/karl.htm Arnd von Raesfeld zu Hameren (* 1479) war wie sein älterer Bruder Johann (II.) von Raesfeld zu Ostendorf ein Sohn des Goswin von Raesfeld zu Ostendorf und Hameren (1428–1503), der seinerseits ein Nachkomme Kaiser Karls des GroßenWP in 22. Generation war. Arnds Sohn, Bischof Bernhard von Raesfeld, war somit ein Nachkomme Karls des Großen in 24. Generation. Homepage von Joachim Kuhl. Abgerufen 31. März 2010.
- 3 http://wiki-de.genealogy.net/Haus_Hameren Website mit Stammreihen der Besitzer von Haus Hameren bei Billerbeck. Abgerufen 30. März 2010.
- 4 Zu ihnen vgl. u. a. Warnecke (1983) und Kohl (2003).
Literatur
- Wilhelm KohlWP: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 7, 3: Die Diözese (Germania sacra, Neue Folge Bd. 37, 3). Berlin 2003, ISBN 3-11-017592-4, S. 579–585.
- Wilhelm Kohl: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 4, 2: Das Domstift St. Paulus zu Münster (Germania sacra, Neue Folge Bd. 17, 2). Berlin 1982, ISBN 3-11-008508-9, S. 136–141.
- Hans-Jürgen Warnecke: Die Kinder Bernhard von Raesfelds, Bischofs von Münster (1557–1566). In: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 1983, Bd. 41, S. 326–334 (Online-Volltext).
- Heinrich August Erhard: Geschichte Münsters. Nach den Quellen bearbeitet. Münster 1837, S. 384–392.
Weblinks
- Eintrag auf catholic-hierarchy.org
- Mehr über „Bernhard von Raesfeld“ bei Deutsche Biographie.
- Mehr über „Bernhard von Raesfeld“ bei Wikipedia.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Bernhard von Raesfeld aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipediaartikel steht unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike 3.0“. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |