Wilhelm Aschendorff (Sohn): Unterschied zwischen den Versionen

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Ein anderes Privilegium, dass der Buchdruckerei, bestand in Münster schon im 16. Jahrhundert. Die frühere Koerdinck’sche – später Regenbergsche – Druckerei hatte es exklusiv vom [[Domkapitel]], das während der Sedisvakanz regierte, erhalten. Der später neu gewählte Bischof sah sich an diese Abmachung nicht gebunden und bewilligte das Privileg  für eine zweite Druckerei. Die dann regelmäßig – bei erneut eintretender Sedisvakanz – vom Domkapitel geschlossen wurde.
 
Ein anderes Privilegium, dass der Buchdruckerei, bestand in Münster schon im 16. Jahrhundert. Die frühere Koerdinck’sche – später Regenbergsche – Druckerei hatte es exklusiv vom [[Domkapitel]], das während der Sedisvakanz regierte, erhalten. Der später neu gewählte Bischof sah sich an diese Abmachung nicht gebunden und bewilligte das Privileg  für eine zweite Druckerei. Die dann regelmäßig – bei erneut eintretender Sedisvakanz – vom Domkapitel geschlossen wurde.
  
1762, Noch während der Wirren des Siebenjährigen Krieges (1756–63) gelang es Vater und Sohn Aschendorff die Nagel’sche Druckerei zu übernehmen. Catherina Christina Nagel, Witwe des Buchdrucker [[Christoph Nagel]],  musste ihren Betrieb verkaufen. Im Jahr 1760 war ihr einziger Sohn  im Alter von 23 Jahren verstorben.  Allerdings war erst ein zweites Gesuch Aschendorffs, ihm die "''Anlegung einer Buchdruckerei zu verstauten''" erfolgreich. Am [[13. September]] [[1762]], drei Tage vor der Einsetzung von Bischof [[Maximilian Friedrich]], erhielt Anton Wilhelm Aschendorff die Erlaubnis des Domkapitels "''eine Buchdruckerey in der Stadt Münster anzulegen'". Unterzeichnet wurde die Lizenz, die sich als eine zum Gelddrucken erweisen sollte, vom [[Domdechant]] Frantz Herman Kerckerinck.
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1762, Noch während der Wirren des [[Siebenjährigen Krieges]] (1756–63) gelang es Vater und Sohn Aschendorff die Nagel’sche Druckerei zu übernehmen. Catherina Christina Nagel, Witwe des Buchdrucker [[Christoph Nagel]],  musste ihren Betrieb verkaufen. Im Jahr 1760 war ihr einziger Sohn  im Alter von 23 Jahren verstorben.  Allerdings war erst ein zweites Gesuch Aschendorffs, ihm die "''Anlegung einer Buchdruckerei zu verstauten''" erfolgreich. Am [[13. September]] [[1762]], drei Tage vor der Einsetzung von Bischof [[Maximilian Friedrich]], erhielt Anton Wilhelm Aschendorff die Erlaubnis des Domkapitels "''eine Buchdruckerey in der Stadt Münster anzulegen''". Unterzeichnet wurde die Lizenz, die sich als eine zum Gelddrucken erweisen sollte, vom [[Domdechant]] Frantz Herman Kerckerinck.
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Man darf annehmen, dass die als sicher anzusehende Wahl des neuen Landesherrn zu diesem Sinneswandel des Domkapitels beigetragen hatte. In der Urkunde lassen sich einige interessante Details nachlesen, darunter auch kommerzielle und religiöse Gründe für Erteilung des Privilegs. Offenkundig konnte die Koerdinck’sche Druckerei das steigende Auftragsvolumen nicht mehr bewältigen; das Domkapitel fürchtete nun nicht nur, dass Gelder außer Landes gehen würden. Sondern vor allem, dass geistliche Werke damit auch an "''ohncatholischen Orten''" gedruckt werden würden. Zudem erwartete man von der Zunahme der Druckwerke auch eine "''Beförderung des gemeinen Betens''". Der Markt wurde nun faktisch zwischen Koerdinck und Aschendorff aufgeteilt. Beide Druckhäuser mussten die geplanten Werke den Behörden vorlegen: die geistlichen beim Generalvikar, die weltlichen beim [[Geheimen Rat]]  ... "''ob darinnen etwas zum Nachtheil der Religion, oder des Staates enthalten.''"
  
 
Wilhelm Aschendorff erlebte noch die erste Blüte des Unternehmens, dem er fast ein halbes Jahrhundert vorstand, nach dem Siebenjährigen Krieg . Er hinterließ das Haus Bergstraße Nr. 5, das später verkauft wurde, den seit 1746 neu bezogenen Unternehmenssitz am Roggenmarkt Nr. 3 und zudem ein Haus in der Jüdefelder Straße.
 
Wilhelm Aschendorff erlebte noch die erste Blüte des Unternehmens, dem er fast ein halbes Jahrhundert vorstand, nach dem Siebenjährigen Krieg . Er hinterließ das Haus Bergstraße Nr. 5, das später verkauft wurde, den seit 1746 neu bezogenen Unternehmenssitz am Roggenmarkt Nr. 3 und zudem ein Haus in der Jüdefelder Straße.

Version vom 29. Mai 2013, 16:14 Uhr

Wilhelm Aschendorff (* ≈ 1696; † 9. November 1768 in Münster), war ein Buchdrucker und Buchhändler in Münster. Er war der Gründer des bis heute inhabergeführten Familienunternehmens Unternehmensgruppe Aschendorff.

Leben

Wilhelm Aschendorff entstammt vermutlich der ersten Ehe seines gleichnamigen Vaters Wilhelm Aschendorff mit mit Anna Burholt aus Sendenhorst. Zurück in Münster, heiratete der verwitwete Buchbinder im Jahr 1717 Anna Sophia Udinck, selbst Witwe des Buchbinders Thomas Udinck, der seine Geschäfte in der Bergstraße Nr. 5 betrieb. Im November 1718 – auch hier gibt es widersprüchliche Angaben – verstarb der Vater in Münster. Zunächst führte die Stiefmutter den Buchladen weiter. Wilhelm Aschendorff geht nach abgeschlossener Lehre – wie damals üblich – auf Wanderschaft, legt erfolgreich seine Meisterprüfung als Buchbinder ab und übernimmt schließlich Geschäft und Haus in der Bergstraße im Jahr 1720. Das Jahr wird heute als Gründungsdatum der Unternehmensgruppe Aschendorff angesehen.

1731 vermählt sich Aschendorff in zweiter Ehe mit Catharina Margaretha Elisabeth Storm (*1699 in Münster, † 1744) die aus Scheidingen im Amt Werl stammt. Aus dieser Ehe ging sein einziger Sohn und Nachfolger Anton Wilhelm Joseph (*22. Oktober 1735, Münster, †25. Juni 1804 ebenda) hervor. Später heiratete Aschendorff noch ein drittes Mal die Catharina Anna Elisabeth Geldermann.

Wilhelm Aschendorff erlebte noch die erste Blüte des Unternehmens, dem er fast ein halbes Jahrhundert vorstand, nach dem Siebenjährigen Krieg . Er hinterließ das Haus Bergstraße Nr. 5, das später verkauft wurde, den seit 1746 neu bezogenen Unternehmenssitz am Roggenmarkt Nr. 3 und zudem ein Haus in der Jüdefelder Straße. Er verstarb am 9. November 1762.

Unternehmensentwicklung

Wilhelm Aschendorff, der wie sein Vater das fürstliche Privileg eines Hofbuchbinders in Münster hatte, eröffnete nun auch eine Buchhandlung und begann mit der Herausgabe erster eigener Verlagswerke (Gebetbücher, Kalender etc.). Die Geschäfte entwickelten sich gut. 1722 ist Aschendorff erstmals Mitherausgeber des „Beth- und Tugendbuches. oder: Kurtze Tag- und Lebens-Regulen und Übungen, andächtig zu betten, fromm zu leben, und seelig zu sterben“, ein religiöser Klassiker des Jesuiten Alexander Wille (*1647;† 1707 in Münster). Darin enthalten sind 72 Predigten, die von Johann Dietrich Todt (Paderborn) gedruckt wurden. Als Mitverleger ist er nun auf dem Titelblatt: "Zu finden bey Wilhelm Aschendorff".

Am 7. August 1735 wird das bereits 1726 bestätigte Privileg von Fürstbischof Clemens August von Bayern erneuert. Darin wird Aschendorff als „Hofbuchbinder und Verleger“ bezeichnet. Er erhält die Erlaubnis zwei Bücher zu drucken, die sich als Bestseller erweisen und dutzendfache Neuauflagen erfahren. Es handelte sich um die Erbauungsschrift "Hand-Postill oder christkatholische Unterrichtungen auf alle Sonn- und Feiertage des ganzen Jahres" von Leonhard Goffinés (Prämonstratenser-Chorherr, 1648–1719) und den "Großen Baum-Garten" des Kapuzinerpaters und katholischen Volksschrifstellers Martin von Cochem (1634–1712), das jahrzehntelang und deutschlandweit zu den beliebtesten Gebetbüchern gehörte. Die Produktion dieser Lizenwerke übernahmen Druckereien in Coesfeld (Haustadt und Wittneven) sowie Koerdinck und Nagel in Münster. Aschendorff unterhielt zudem Geschäftsbeziehungen zu Buchhändlern nach Amsterdam sowie zu niederländischen Papierherstellern (die Papierherstellung war ihm im Fürstbistum Münster nicht erlaubt.) Zudem kaufte er im niederländischen Nachbarland diverse Kolonialwaren, insbesondere auch Kaffee.

1739 stand Wilhelm Aschendorff auch der örtlichen Buchbinder-Gilde vor. Am 15. Februar 1743 stellt ihm sogar Kaiser Karl VII. ein Verlagsprivileg aus, wie schon zuvor der fürstbischöfliche Landesherr. Im übrigen verhinderten jedoch strenge Zunftgesetze die Expansion des tatkräftigen Unternehmers. Zwar war es Buchbindern erlaubt, Publikationen – wie es hieß – in Verlag zu nehmen; es war ihnen indes untersagt, eine eigene Druckerpresse zu betreiben.

Um 1758 trat Anton Wilhelm Aschendorff in das Geschäft des Vaters ein. 1761 stellte Aschendorff – zusammen mit zwei weiteren Kaufleuten aus Münster – den Antrag zum Bau einer Papiermühle, um den kostspieligen Import von Papier (meist aus den benachbarten Niederlanden) zu vermeiden. Dieser wurde von der fürstbischöflichen Hofkammer negativ beschieden, da man das landesherrliche Privileg des Lumpensammelns nicht aufgeben wollte.

Ein anderes Privilegium, dass der Buchdruckerei, bestand in Münster schon im 16. Jahrhundert. Die frühere Koerdinck’sche – später Regenbergsche – Druckerei hatte es exklusiv vom Domkapitel, das während der Sedisvakanz regierte, erhalten. Der später neu gewählte Bischof sah sich an diese Abmachung nicht gebunden und bewilligte das Privileg für eine zweite Druckerei. Die dann regelmäßig – bei erneut eintretender Sedisvakanz – vom Domkapitel geschlossen wurde.

1762, Noch während der Wirren des Siebenjährigen Krieges (1756–63) gelang es Vater und Sohn Aschendorff die Nagel’sche Druckerei zu übernehmen. Catherina Christina Nagel, Witwe des Buchdrucker Christoph Nagel, musste ihren Betrieb verkaufen. Im Jahr 1760 war ihr einziger Sohn im Alter von 23 Jahren verstorben. Allerdings war erst ein zweites Gesuch Aschendorffs, ihm die "Anlegung einer Buchdruckerei zu verstauten" erfolgreich. Am 13. September 1762, drei Tage vor der Einsetzung von Bischof Maximilian Friedrich, erhielt Anton Wilhelm Aschendorff die Erlaubnis des Domkapitels "eine Buchdruckerey in der Stadt Münster anzulegen". Unterzeichnet wurde die Lizenz, die sich als eine zum Gelddrucken erweisen sollte, vom Domdechant Frantz Herman Kerckerinck.

Man darf annehmen, dass die als sicher anzusehende Wahl des neuen Landesherrn zu diesem Sinneswandel des Domkapitels beigetragen hatte. In der Urkunde lassen sich einige interessante Details nachlesen, darunter auch kommerzielle und religiöse Gründe für Erteilung des Privilegs. Offenkundig konnte die Koerdinck’sche Druckerei das steigende Auftragsvolumen nicht mehr bewältigen; das Domkapitel fürchtete nun nicht nur, dass Gelder außer Landes gehen würden. Sondern vor allem, dass geistliche Werke damit auch an "ohncatholischen Orten" gedruckt werden würden. Zudem erwartete man von der Zunahme der Druckwerke auch eine "Beförderung des gemeinen Betens". Der Markt wurde nun faktisch zwischen Koerdinck und Aschendorff aufgeteilt. Beide Druckhäuser mussten die geplanten Werke den Behörden vorlegen: die geistlichen beim Generalvikar, die weltlichen beim Geheimen Rat ... "ob darinnen etwas zum Nachtheil der Religion, oder des Staates enthalten."

Wilhelm Aschendorff erlebte noch die erste Blüte des Unternehmens, dem er fast ein halbes Jahrhundert vorstand, nach dem Siebenjährigen Krieg . Er hinterließ das Haus Bergstraße Nr. 5, das später verkauft wurde, den seit 1746 neu bezogenen Unternehmenssitz am Roggenmarkt Nr. 3 und zudem ein Haus in der Jüdefelder Straße.

Weblinks

Literatur

  • Bernd Hauntfelder: 250 Jahre Druckhaus Aschendorff 1762-2012. Verlag Aschendorff, Münster 2012
  • Wilhelm Steffens (Hrsg.:) und Ernst Hövel (Mitwirk.:): Johann Hermann Hüffer. Lebenserinnerungen Briefe und Aktenstücke - mit drei Bildtafeln und zwei Schriftproben. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster, 1952.