Günter Bergmann: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Günter Bergmann''' (bis 1951: ''Günter Bullig'') (* [[29. Juli]] [[1910]] in Cottbus, † [[17. Mai]] [[1998]] in Münster) war ein Mathematiker, Botaniker und Komponist und Hochschullehrer der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]].
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'''Günter Bergmann''' (bis [[1951]]: ''Günter Bullig'') (* [[29. Juli]] [[1910]] in Cottbus, † [[17. Mai]] [[1998]] in Münster) war ein Mathematiker, Botaniker und Komponist und Hochschullehrer der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]].
  
 
==Leben==
 
==Leben==
 
 
===Jugendzeit und Ausbildung===
 
===Jugendzeit und Ausbildung===
Günter Bergmann wurde als Günter Bullig in Cottbus geboren. Er war das fünfte von sechs Kindern eines Arztes und Geburtshelfers. Die Mutter starb 1913, der Vater musste 1914 als Bataillonsarzt in den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] ziehen. Die Erziehung der sechs Geschwister übernahm eine Wirtschafterin.
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Günter Bergmann wurde als Günter Bullig in Cottbus geboren. Er war das fünfte von sechs Kindern eines Arztes und Geburtshelfers. Die Mutter starb [[1913]], der Vater musste [[1914]] als Bataillonsarzt in den {{Wpl|Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg}} ziehen. Die Erziehung der sechs Geschwister übernahm eine Wirtschafterin.
  
Bergmann studierte Mathematik, Botanik, Zoologie, Philosophie und Musikwissenschaften in Bonn, wo ihn vor allem die Vorlesungen [http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Hausdorff Felix Hausdorffs] beeinflussten. 1934 bestand er das "Doktorexamen" mit "Sehr gut" und  
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Bergmann studierte Mathematik, Botanik, Zoologie, Philosophie und Musikwissenschaften in Bonn, wo ihn vor allem die Vorlesungen [http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Hausdorff Felix Hausdorffs] beeinflussten. [[1934]] bestand er das „Doktorexamen“ mit "Sehr gut" und  
wurde 1936 in Bonn zum Dr. phil. promoviert. Im gleichen Jahr wechselte Bergmann nach Hamburg, wurde bei der [http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Seewarte Deutschen Seewarte] angestellt und im Mai 1938 erneut, dieses Mal zum Dr. rer. nat. habil., promoviert. Seit 1938 war er Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Mathematischen Seminar der Universität Hamburg. Er besucht in Breitenheerda-Tännich (bei Rudolstadt in Thüringen) einen Dozentenlehrgang, eine Dozentur an der Hamburger oder einer anderen Universität wurde aber vom NS-Dozentenbund wegen der "politischen Unzuverlässigkeit" Bergmanns abgelehnt.
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wurde [[1936]] in Bonn zum Dr. phil. promoviert. Im gleichen Jahr wechselte Bergmann nach Hamburg, wurde bei der [http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Seewarte Deutschen Seewarte] angestellt und im Mai [[1938]] erneut, dieses Mal zum Dr. rer. nat. habil., promoviert. Seit [[1938]] war er Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Mathematischen Seminar der Universität Hamburg. Er besucht in Breitenheerda-Tännich (bei Rudolstadt in Thüringen) einen Dozentenlehrgang, eine Dozentur an der Hamburger oder einer anderen Universität wurde aber vom NS-Dozentenbund wegen der „politischen Unzuverlässigkeit“ Bergmanns abgelehnt.
  
 
===Zweiter Weltkrieg===
 
===Zweiter Weltkrieg===
 
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Einer ersten Einberufung zum Heeresdienst folgte die Entlassung wegen einer Herzkrankheit. Nach der Ablehnung der Dozentur meldete sich Bergmann [[1940]] freiwillig zum Militärdienst. Den Fronteinsatz beendete ein Gelbsuchterkrankung. Nach Aufenthalten im Feldlazarett, im Reservelazarett und bei einer Genesungskompanie wurde der Mathematiker Bergmann zur Artillerieschule und zum Ballistischen Büro nach Berlin abkommandiert, wo er ballistische Berechnungen auszuführen hatte. [[1944]] wurde er an die Invasionsfront in Nordfrankreich versetzt und war dort an der Schallaufklärung im Rahmen des [http://de.wikipedia.org/wiki/Fieseler_Fi_103 V1]-Einsatzes beteiligt. Im letzten Kriegsjahr wurde Bergmann zur Chemisch-Physikalischen Versuchsanstalt der Marine in Kiel und Eckernförde versetzt.  
Einer ersten Einberufung zum Heeresdienst folgte die Entlassung wegen einer Herzkrankheit. Nach der Ablehnung der Dozentur meldete sich Bergmann 1940 freiwillig zum Militärdienst. Den Fronteinsatz beendete ein Gelbsuchterkrankung. Nach Aufenthalten im Feldlazarett, im Reservelazarett und bei einer Genesungskompanie wurde der Mathematiker Bergmann zur Artillerieschule und zum Ballistischen Büro nach Berlin abkommandiert, wo er ballistische Berechnungen auszuführen hatte. 1944 wurde er an die Invasionsfront in Nordfrankreich versetzt und war dort an der Schallaufklärung im Rahmen des [http://de.wikipedia.org/wiki/Fieseler_Fi_103 V1]-Einsatzes beteiligt. Im letzten Kriegsjahr wurde Bergmann zur Chemisch-Physikalischen Versuchsanstalt der Marine in Kiel und Eckernförde versetzt.  
 
  
 
===Lehrer und Hochschuldozent===
 
===Lehrer und Hochschuldozent===
Nach dem Kriegsende 1945 kehrte Bergmann nach Hamburg zurück und arbeitete dort als wissenschaftlicher Assistent an der Universität , bevor er im Frühjahr 1948 an das [[Mathematisches Institut|Mathematische Institut]] der WWU nach Münster wechselte. In Münster ließ er 1951 seinen Nachnamen in ''Bergmann'' ändern. Neben seiner Arbeit an der Universität bereitete sich Bergmann auf eine Tätigkeit als Lehrer vor. In den Jahren 1950 und 1951 besuchte er einen Lehrgang zur Ausbildung als Realschullehrer an der Pädagogischen Akademie Emsdetten, hat aber nie an einer Realschule gearbeitet. Vielmehr bestand er 1952 die Staatsexamina für das Lehramt an Höheren Schulen in den Fächern Mathematik und Biologie und wurde 1954 nach der Referendarszeit als Studienassessor am [[Wilhelm-Hittorf-Gymnasium]] eingestellt und 1957 zum Studienrat befördert.
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Nach dem Kriegsende [[1945]] kehrte Bergmann nach Hamburg zurück und arbeitete dort als wissenschaftlicher Assistent an der Universität , bevor er im Frühjahr [[1948]] an das [[Mathematisches Institut|Mathematische Institut]] der [[WWU]] nach Münster wechselte. In Münster ließ er [[1951]] seinen Nachnamen in ''Bergmann'' ändern. Neben seiner Arbeit an der Universität bereitete sich Bergmann auf eine Tätigkeit als Lehrer vor. In den Jahren [[1950]] und [[1951]] besuchte er einen Lehrgang zur Ausbildung als Realschullehrer an der Pädagogischen Akademie Emsdetten, hat aber nie an einer Realschule gearbeitet. Vielmehr bestand er [[1952]] die Staatsexamina für das Lehramt an Höheren Schulen in den Fächern Mathematik und Biologie und wurde [[1954]] nach der Referendarszeit als Studienassessor am [[Wilhelm-Hittorf-Gymnasium]] eingestellt und [[1957]] zum Studienrat befördert.
  
Verhandlungen mit der Hamburger Universität - und ein gerichtliches Urteil wegen des ihm von den Nationalsozialisten zugefügten Unrechts - führten 1963 zur Erteilung der ''venia legendi'' auf Grund der dortigen Promotion zum Dr. habil von 1938. Nach der Umhabilitierung als Privatdozent von Hamburg nach Münster (1963) wurde Bergmann 1964 auf einen Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik an der neu gegründeten Pädagogischen Hochschule Hamm, die dann mit der Dortmunder Pädagogischen Hochschule zur PH Ruhr vereinigt wurde und in die Universität Dortmund aufging. 1967 wurde er auch außerplanmäßiger Professor an der WWU in Münster. 1975 wurde er emeritiert.  
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Verhandlungen mit der Hamburger Universität - und ein gerichtliches Urteil wegen des ihm von den Nationalsozialisten zugefügten Unrechts - führten [[1963]] zur Erteilung der ''venia legendi''auf Grund der dortigen Promotion zum Dr. habil von [[1938]]. Nach der Umhabilitierung als Privatdozent von Hamburg nach Münster ([[1963]]) wurde Bergmann [[1964]] auf einen Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik an der neu gegründeten Pädagogischen Hochschule Hamm, die dann mit der Dortmunder Pädagogischen Hochschule zur PH Ruhr vereinigt wurde und in die Universität Dortmund aufging. [[1967]] wurde er auch außerplanmäßiger Professor an der [[WWU]] in Münster. [[1975]] wurde er emeritiert.  
  
Günter Bergmann ist am 17. Mai 1998 in Münster gestorben
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Günter Bergmann ist am [[17. Mai]] [[1998]] in Münster gestorben
  
 
==Werk==
 
==Werk==
 
 
===Mathematik===
 
===Mathematik===
Neben der Veröffentlichung von Aufsätzen in den mathematischen Zeitschriften ''Mathematische Annalen'', ''Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg'' (''Hamburger Abhandlungen''), ''Mathematische Zeitschrift'', ''Mitteilungen der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg'' und ''Journal für die reine und angewandte Mathematik'' in den Jahren von 1936 bis 1967 machte sich Günter Bergmann als Herausgeber der Manuskripte von Felix Hausdorff verdient. Bergmann entdeckte die Manuskripte seines Lehrers an der Bonner Universität, der als Jude sich im Januar 1942 durch Veronal getötet hatte, um der Deportation in die Vernichtungslager der Nazis zu entgehen, durch einen Glücksfall in Bonn. Dort hatte sie Hausdorff vor seinem Suizid dem Ägyptologen Hans Bonnet anvertraut. Die Manuskripte hatten auch die Zerstörung von Bonnets Haus durch einen Bombenabgriff überstanden, waren aber in einem Zustand - verschmutzt, ungeordnet, undatiert -, der eine jahrelange Ordnungsarbeit erforderte, ehe Bergmann 1969 in zwei Bänden mit mehr als 1000 Seiten ''Felix Hausdorff. Nachgelassene Schriften'' herausgeben konnte.
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Neben der Veröffentlichung von Aufsätzen in den mathematischen Zeitschriften ''Mathematische Annalen'', ''Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg'' (''Hamburger Abhandlungen''), ''Mathematische Zeitschrift'', ''Mitteilungen der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg'' und ''Journal für die reine und angewandte Mathematik'' in den Jahren von [[1936]] bis [[1967]] machte sich Günter Bergmann als Herausgeber der Manuskripte von Felix Hausdorff verdient. Bergmann entdeckte die Manuskripte seines Lehrers an der Bonner Universität, der als Jude sich im Januar [[1942]] durch Veronal getötet hatte, um der Deportation in die Vernichtungslager der Nazis zu entgehen, durch einen Glücksfall in Bonn. Dort hatte sie Hausdorff vor seinem Suizid dem Ägyptologen Hans Bonnet anvertraut. Die Manuskripte hatten auch die Zerstörung von Bonnets Haus durch einen Bombenabgriff überstanden, waren aber in einem Zustand - verschmutzt, ungeordnet, undatiert -, der eine jahrelange Ordnungsarbeit erforderte, ehe Bergmann [[1969]] in zwei Bänden mit mehr als 1000 Seiten ''Felix Hausdorff. Nachgelassene Schriften'' herausgeben konnte.
  
 
===Biologie===
 
===Biologie===
 
Als Biologielehrer am Wilhelm-Hittorf-Gymnasium war Bergmann daran gelegen, seinen Schülern anschauliches Unterrrichtsmaterial zu präsentieren. Er unterhielt dazu mehrere (Seewasser)-Aquarien, in denen die Fauna der Nordseeküste (Hummer, Krabben usw.) zu sehen war.  
 
Als Biologielehrer am Wilhelm-Hittorf-Gymnasium war Bergmann daran gelegen, seinen Schülern anschauliches Unterrrichtsmaterial zu präsentieren. Er unterhielt dazu mehrere (Seewasser)-Aquarien, in denen die Fauna der Nordseeküste (Hummer, Krabben usw.) zu sehen war.  
  
Auf einer Reise an der nordfranzösischen Küste entdeckte er Mimosensträucher, die nach landläufiger Ansicht nur in warmen südeuropäischen Landstrichen zu halten seien. Seine Versuche, Mimosen auch im westfälischen Münster zu halten und zu vermehren, waren ab 1974 so erfolgreich, dass Bergmann einen mehrfach neu aufgelegten Ratgeber für den Liebhaber und Gartenbesitzer verfasste.
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Auf einer Reise an der nordfranzösischen Küste entdeckte er Mimosensträucher, die nach landläufiger Ansicht nur in warmen südeuropäischen Landstrichen zu halten seien. Seine Versuche, Mimosen auch im westfälischen Münster zu halten und zu vermehren, waren ab [[1974]] so erfolgreich, dass Bergmann einen mehrfach neu aufgelegten Ratgeber für den Liebhaber und Gartenbesitzer verfasste.
  
 
Auf Spaziergängen in der Innenstadt Münsters entdeckte er - als Erstfund in Westfalen - ein Exemplar des [http://de.wikipedia.org/wiki/Efeu-Sommerwurz Efeu-Sommerwurzes] (''Orobanche hederae'').
 
Auf Spaziergängen in der Innenstadt Münsters entdeckte er - als Erstfund in Westfalen - ein Exemplar des [http://de.wikipedia.org/wiki/Efeu-Sommerwurz Efeu-Sommerwurzes] (''Orobanche hederae'').
  
 
===Musik===
 
===Musik===
Bereits als Kind hatte Günter Bergmann beim Vater Klavierunterricht erhalten und als Student in Bonn musikwissenschaftliche Vorlesungen unter anderem bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Schiedermair Ludwig Schiedermair] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Maler Wilhelm Maler] belegt. In Hamburg unternahm er dann erste eigene Kompositionsversuche, die ab 1936 zu dem Klavierzyklus ''Stationen. Musikalisches Tagebuch 1936 - 1939'' führten. Bergmann sah in den ''Stationen'' eine ''"Niederschrift seiner seelischen Stimmungen in Form musikalischer Skizzen. Aus Gründen der Tarnung wählte er als Audrucksmittel die unverfängliche, unzensierbare Sprache der nicht wortgebundenen autonomen Musik"''. <sup>[Anm. 1]</sup>. Ende der 1950er Jahre schuf Bergmann aus den Skizzen eine endgültige Fassung.
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Bereits als Kind hatte Günter Bergmann beim Vater Klavierunterricht erhalten und als Student in Bonn musikwissenschaftliche Vorlesungen unter anderem bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Schiedermair Ludwig Schiedermair] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Maler Wilhelm Maler] belegt. In Hamburg unternahm er dann erste eigene Kompositionsversuche, die ab [[1936 zu dem Klavierzyklus ''Stationen. Musikalisches Tagebuch [[1936 - [[1939'' führten. Bergmann sah in den ''Stationen'' eine ''"Niederschrift seiner seelischen Stimmungen in Form musikalischer Skizzen. Aus Gründen der Tarnung wählte er als Audrucksmittel die unverfängliche, unzensierbare Sprache der nicht wortgebundenen autonomen Musik"''. <sup>[Anm. 1]</sup>. Ende der [[1950er Jahre schuf Bergmann aus den Skizzen eine endgültige Fassung.
  
Anlässlich des 350. Todestags von [http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler Johannes Kepler] (1980) erteilte die Astronomische Gesellschaft Günter Bergmann den Kompositionsauftrag zur '''''Harmonice Mundi Iovis''''': ''"Die Komposition wird sich an Keplers Gedanken der Weltharmonik orientieren und entsprechend seiner Auffassung Bahnverhältnisse im Planetensystem in Tonfolgen umsetzen."'' <sup>[Anm. 2]</sup>. Bergmann wählte als Vorlage zur Komposition die Bahnen der vier großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Ausgeführt wurde die Arbeit als Orgelzyklus. ''"Konkrete Daten aus dem kosmischen Geschehen [werden] verschlüsselt in die Tonfolge einer Konzertmusik übertragen, die den Anspruch auf Schlichtheit erfüllt [...]. Die exakte Ortung der vier großen Monde in ihrem Lauf um den Jupiter wird auf akustischem Weg ermöglicht durch spezifisch rhythmische Wendungen, Leitmotive, melodiöse Eigenarten und künstlerisch gestaltete Signale."'' <sup>[Anm. 3]</sup> Wenige Stunden nach einer Konzertaufführung der ''Harmonice Mundi Iovis'' im [[St.-Paulus-Dom]] zu Münster ist der Komponist gestorben.
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Anlässlich des 350. Todestags von [http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler Johannes Kepler] ([[1980]]) erteilte die Astronomische Gesellschaft Günter Bergmann den Kompositionsauftrag zur '''''Harmonice Mundi Iovis''''': ''"Die Komposition wird sich an Keplers Gedanken der Weltharmonik orientieren und entsprechend seiner Auffassung Bahnverhältnisse im Planetensystem in Tonfolgen umsetzen."'' <sup>[Anm. 2]</sup>. Bergmann wählte als Vorlage zur Komposition die Bahnen der vier großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Ausgeführt wurde die Arbeit als Orgelzyklus. ''„Konkrete Daten aus dem kosmischen Geschehen [werden] verschlüsselt in die Tonfolge einer Konzertmusik übertragen, die den Anspruch auf Schlichtheit erfüllt [...]. Die exakte Ortung der vier großen Monde in ihrem Lauf um den Jupiter wird auf akustischem Weg ermöglicht durch spezifisch rhythmische Wendungen, Leitmotive, melodiöse Eigenarten und künstlerisch gestaltete Signale.'' <sup>[Anm. 3]</sup> Wenige Stunden nach einer Konzertaufführung der ''Harmonice Mundi Iovis'' im [[St.-Paulus-Dom]] zu Münster ist der Komponist gestorben.
  
 
Neben den ''Stationen'' und der ''Harmonice'' schrieb Günter Bergmann die Klavierzyklen ''8 Studien für Klavier'' und ''Gestalten'' und drei Einzelstücke für Klavier mit den Titeln ''Die Brücke'', ''Der Bogen'' und ''Anachronismen''.
 
Neben den ''Stationen'' und der ''Harmonice'' schrieb Günter Bergmann die Klavierzyklen ''8 Studien für Klavier'' und ''Gestalten'' und drei Einzelstücke für Klavier mit den Titeln ''Die Brücke'', ''Der Bogen'' und ''Anachronismen''.
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==Publikationen==
 
==Publikationen==
 
*als Mathematiker:
 
*als Mathematiker:
**Aufsätze in verschiedenen mathematischen Fachzeitschriften (1936 bis 1967)
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**Aufsätze in verschiedenen mathematischen Fachzeitschriften ([[1936]] bis [[1967]])
**als Herausgeber: ''Felix Hausdorff, Nachgelassene Schriften'', Bd I und II (538 und 569 S.), Stuttgart : Teubner 1969
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**als Herausgeber: ''Felix Hausdorff, Nachgelassene Schriften'', Bd I und II (538 und 569 S.), Stuttgart : Teubner [[1969]]
  
 
*als Biologe:
 
*als Biologe:
** ''Mimosen. Pflege und Vermehrung in der Hand des Liebhabers'', Münster : Regensberg 1982, 3. Aufl. 1995, ISBN 3-7923-0488-0
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** ''Mimosen. Pflege und Vermehrung in der Hand des Liebhabers'', Münster : Regensberg [[1982]], 3. Aufl. [[1995]], ISBN 3-7923-0488-0
** ''Die Efeu-Sommerwurz auch in Westfalen'', Sonderdruck aus ''Natur und Heimat'', Münster,  42. Jahrgang, 1982, Heft 2
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** ''Die Efeu-Sommerwurz auch in Westfalen'', Sonderdruck aus ''Natur und Heimat'', Münster,  42. Jahrgang, [[1982]], Heft 2
  
 
*als Komponist:
 
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**Notenhefte:
 
**Notenhefte:
***''Stationen. Nr. 1: Introduktion; Nr. 2: Brahms zum Gedenken; Nr. 3: Scherzo; Nr. 4: Ballade, Nr. 5: Alster, Nr. 6: Intermezzo; Nr. 7: September 1938; Nr. 8: August 1939. Trauermarsch''. In sieben Heften, Münster : Verlag Wilhelm Schenk 1972 - 1973
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***''Stationen. Nr. 1: Introduktion; Nr. 2: Brahms zum Gedenken; Nr. 3: Scherzo; Nr. 4: Ballade, Nr. 5: Alster, Nr. 6: Intermezzo; Nr. 7: September [[1938]]; Nr. 8: August [[1939]]. Trauermarsch''. In sieben Heften, Münster : Verlag Wilhelm Schenk [[1972]] - [[1973]]
***''Stationen. Musikalisches Tagebuch 1936 - 1939. Musik für Klavier'', Münster : Regensberg 1989, ISBN 3-7923-0578-X
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***''Stationen. Musikalisches Tagebuch [[1936]] - [[1939]]. Musik für Klavier'', Münster : Regensberg [[1989]], ISBN 3-7923-0578-X
***''Die Brücke. Musik für Klavier'', Münster : Wilhelm Schenk 1977
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***''Die Brücke. Musik für Klavier'', Münster : Wilhelm Schenk [[1977]]
***''Gestalten. Musik für Klavier'', Münster : Wilhelm Schenk 1977
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***''Gestalten. Musik für Klavier'', Münster : Wilhelm Schenk [[1977]]
***''Der Bogen. Musik für Klavier'', Münster : Wilhelm Schenk 1978
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***''Der Bogen. Musik für Klavier'', Münster : Wilhelm Schenk [[1978]]
***''Harmonice Mundi Iovis. Die Jupitermonde Io, Europa, Ganymed, Kallisto auf ihrer Bahn. Orgel'', Münster : Regensberg 1980
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***''Harmonice Mundi Iovis. Die Jupitermonde Io, Europa, Ganymed, Kallisto auf ihrer Bahn. Orgel'', Münster : Regensberg [[1980]]
***''8 Studien für Klavier'', Münster : Wilhelm Schenk 1982
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***''8 Studien für Klavier'', Münster : Wilhelm Schenk [[1982]]
 
**Tonträger:
 
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***[LP]: ''Die Harmonie der Welt des Jupiter (Harmonice Iovis Mundi)'' - ''Die Brücke'' - Auszüge aus dem Zyklus ''Stationen. Musikalisches Tagebuch 1936 - 1939''; Winfried Berger (Orgel), Michael Wessel-Therhorn (Klavier), Irma Zucca-Sehlbeck (Klavier). Schwann ams-Studio 624, LC 2561
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***[LP]: ''Die Harmonie der Welt des Jupiter (Harmonice Iovis Mundi)'' - ''Die Brücke'' - Auszüge aus dem Zyklus ''Stationen. Musikalisches Tagebuch [[1936]] - [[1939]]''; Winfried Berger (Orgel), Michael Wessel-Therhorn (Klavier), Irma Zucca-Sehlbeck (Klavier). Schwann ams-Studio 624, LC 2561
 
***[CDs]:
 
***[CDs]:
***''Stationen. Musikalisches Tagebuch 1936 - 1939''. Sabine Roderburg (Klavier); Aulos Aul 66208, LC 3476
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***''Stationen. Musikalisches Tagebuch [[1936]] - [[1939]]''. Sabine Roderburg (Klavier); Aulos Aul 66208, LC 3476
***''Stationen. Musikalisches Tagebuch 1936 - 1939''. Sabine Roderburg (Klavier); GENUIN GEN 03012
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***''Stationen. Musikalisches Tagebuch [[1936]] - [[1939]]''. Sabine Roderburg (Klavier); GENUIN GEN 03012
 
***''Harmonice Mundi Iovis''. Andrea Bärenfänger (Orgel); Düsseldorf : Studio 57
 
***''Harmonice Mundi Iovis''. Andrea Bärenfänger (Orgel); Düsseldorf : Studio 57
 
***''Harmonice Mundi Iovis''. Andrea Bärenfänger (Orgel); GENUI GEN 03014
 
***''Harmonice Mundi Iovis''. Andrea Bärenfänger (Orgel); GENUI GEN 03014
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==Literatur==
 
==Literatur==
*Hildegard Bergmann: ''Günter Bergmann : Künstler, Wissenschaft und Mensch 1910 - 1998 ; eine Biografie'', Münster : Agenda-Verlag 2003 ((Neue Beiträge zur Musik in Westfalen ; 8) ISBN 3-89688-173-6.(Lebensbeschreibung Bergmann, verfasst von seiner Frau, mit zahlreichen Dokumenten und Bildern).
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*Hildegard Bergmann: ''Günter Bergmann : Künstler, Wissenschaft und Mensch [[1910]] - [[1998]] ; eine Biografie'', Münster : Agenda-Verlag 2003 ((Neue Beiträge zur Musik in Westfalen ; 8) ISBN 3-89688-173-6.(Lebensbeschreibung Bergmann, verfasst von seiner Frau, mit zahlreichen Dokumenten und Bildern).
  
 
==Weblink==
 
==Weblink==

Aktuelle Version vom 5. Februar 2024, 15:18 Uhr

Günter Bergmann (bis 1951: Günter Bullig) (* 29. Juli 1910 in Cottbus, † 17. Mai 1998 in Münster) war ein Mathematiker, Botaniker und Komponist und Hochschullehrer der Westfälischen Wilhelms-Universität.

Leben

Jugendzeit und Ausbildung

Günter Bergmann wurde als Günter Bullig in Cottbus geboren. Er war das fünfte von sechs Kindern eines Arztes und Geburtshelfers. Die Mutter starb 1913, der Vater musste 1914 als Bataillonsarzt in den Ersten WeltkriegWP ziehen. Die Erziehung der sechs Geschwister übernahm eine Wirtschafterin.

Bergmann studierte Mathematik, Botanik, Zoologie, Philosophie und Musikwissenschaften in Bonn, wo ihn vor allem die Vorlesungen Felix Hausdorffs beeinflussten. 1934 bestand er das „Doktorexamen“ mit "Sehr gut" und wurde 1936 in Bonn zum Dr. phil. promoviert. Im gleichen Jahr wechselte Bergmann nach Hamburg, wurde bei der Deutschen Seewarte angestellt und im Mai 1938 erneut, dieses Mal zum Dr. rer. nat. habil., promoviert. Seit 1938 war er Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Mathematischen Seminar der Universität Hamburg. Er besucht in Breitenheerda-Tännich (bei Rudolstadt in Thüringen) einen Dozentenlehrgang, eine Dozentur an der Hamburger oder einer anderen Universität wurde aber vom NS-Dozentenbund wegen der „politischen Unzuverlässigkeit“ Bergmanns abgelehnt.

Zweiter Weltkrieg

Einer ersten Einberufung zum Heeresdienst folgte die Entlassung wegen einer Herzkrankheit. Nach der Ablehnung der Dozentur meldete sich Bergmann 1940 freiwillig zum Militärdienst. Den Fronteinsatz beendete ein Gelbsuchterkrankung. Nach Aufenthalten im Feldlazarett, im Reservelazarett und bei einer Genesungskompanie wurde der Mathematiker Bergmann zur Artillerieschule und zum Ballistischen Büro nach Berlin abkommandiert, wo er ballistische Berechnungen auszuführen hatte. 1944 wurde er an die Invasionsfront in Nordfrankreich versetzt und war dort an der Schallaufklärung im Rahmen des V1-Einsatzes beteiligt. Im letzten Kriegsjahr wurde Bergmann zur Chemisch-Physikalischen Versuchsanstalt der Marine in Kiel und Eckernförde versetzt.

Lehrer und Hochschuldozent

Nach dem Kriegsende 1945 kehrte Bergmann nach Hamburg zurück und arbeitete dort als wissenschaftlicher Assistent an der Universität , bevor er im Frühjahr 1948 an das Mathematische Institut der WWU nach Münster wechselte. In Münster ließ er 1951 seinen Nachnamen in Bergmann ändern. Neben seiner Arbeit an der Universität bereitete sich Bergmann auf eine Tätigkeit als Lehrer vor. In den Jahren 1950 und 1951 besuchte er einen Lehrgang zur Ausbildung als Realschullehrer an der Pädagogischen Akademie Emsdetten, hat aber nie an einer Realschule gearbeitet. Vielmehr bestand er 1952 die Staatsexamina für das Lehramt an Höheren Schulen in den Fächern Mathematik und Biologie und wurde 1954 nach der Referendarszeit als Studienassessor am Wilhelm-Hittorf-Gymnasium eingestellt und 1957 zum Studienrat befördert.

Verhandlungen mit der Hamburger Universität - und ein gerichtliches Urteil wegen des ihm von den Nationalsozialisten zugefügten Unrechts - führten 1963 zur Erteilung der „venia legendi“ auf Grund der dortigen Promotion zum Dr. habil von 1938. Nach der Umhabilitierung als Privatdozent von Hamburg nach Münster (1963) wurde Bergmann 1964 auf einen Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik an der neu gegründeten Pädagogischen Hochschule Hamm, die dann mit der Dortmunder Pädagogischen Hochschule zur PH Ruhr vereinigt wurde und in die Universität Dortmund aufging. 1967 wurde er auch außerplanmäßiger Professor an der WWU in Münster. 1975 wurde er emeritiert.

Günter Bergmann ist am 17. Mai 1998 in Münster gestorben

Werk

Mathematik

Neben der Veröffentlichung von Aufsätzen in den mathematischen Zeitschriften Mathematische Annalen, Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg (Hamburger Abhandlungen), Mathematische Zeitschrift, Mitteilungen der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg und Journal für die reine und angewandte Mathematik in den Jahren von 1936 bis 1967 machte sich Günter Bergmann als Herausgeber der Manuskripte von Felix Hausdorff verdient. Bergmann entdeckte die Manuskripte seines Lehrers an der Bonner Universität, der als Jude sich im Januar 1942 durch Veronal getötet hatte, um der Deportation in die Vernichtungslager der Nazis zu entgehen, durch einen Glücksfall in Bonn. Dort hatte sie Hausdorff vor seinem Suizid dem Ägyptologen Hans Bonnet anvertraut. Die Manuskripte hatten auch die Zerstörung von Bonnets Haus durch einen Bombenabgriff überstanden, waren aber in einem Zustand - verschmutzt, ungeordnet, undatiert -, der eine jahrelange Ordnungsarbeit erforderte, ehe Bergmann 1969 in zwei Bänden mit mehr als 1000 Seiten Felix Hausdorff. Nachgelassene Schriften herausgeben konnte.

Biologie

Als Biologielehrer am Wilhelm-Hittorf-Gymnasium war Bergmann daran gelegen, seinen Schülern anschauliches Unterrrichtsmaterial zu präsentieren. Er unterhielt dazu mehrere (Seewasser)-Aquarien, in denen die Fauna der Nordseeküste (Hummer, Krabben usw.) zu sehen war.

Auf einer Reise an der nordfranzösischen Küste entdeckte er Mimosensträucher, die nach landläufiger Ansicht nur in warmen südeuropäischen Landstrichen zu halten seien. Seine Versuche, Mimosen auch im westfälischen Münster zu halten und zu vermehren, waren ab 1974 so erfolgreich, dass Bergmann einen mehrfach neu aufgelegten Ratgeber für den Liebhaber und Gartenbesitzer verfasste.

Auf Spaziergängen in der Innenstadt Münsters entdeckte er - als Erstfund in Westfalen - ein Exemplar des Efeu-Sommerwurzes (Orobanche hederae).

Musik

Bereits als Kind hatte Günter Bergmann beim Vater Klavierunterricht erhalten und als Student in Bonn musikwissenschaftliche Vorlesungen unter anderem bei Ludwig Schiedermair und Wilhelm Maler belegt. In Hamburg unternahm er dann erste eigene Kompositionsversuche, die ab [[1936 zu dem Klavierzyklus Stationen. Musikalisches Tagebuch [[1936 - [[1939 führten. Bergmann sah in den Stationen eine "Niederschrift seiner seelischen Stimmungen in Form musikalischer Skizzen. Aus Gründen der Tarnung wählte er als Audrucksmittel die unverfängliche, unzensierbare Sprache der nicht wortgebundenen autonomen Musik". [Anm. 1]. Ende der [[1950er Jahre schuf Bergmann aus den Skizzen eine endgültige Fassung.

Anlässlich des 350. Todestags von Johannes Kepler (1980) erteilte die Astronomische Gesellschaft Günter Bergmann den Kompositionsauftrag zur Harmonice Mundi Iovis: "Die Komposition wird sich an Keplers Gedanken der Weltharmonik orientieren und entsprechend seiner Auffassung Bahnverhältnisse im Planetensystem in Tonfolgen umsetzen." [Anm. 2]. Bergmann wählte als Vorlage zur Komposition die Bahnen der vier großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Kallisto. Ausgeführt wurde die Arbeit als Orgelzyklus. „Konkrete Daten aus dem kosmischen Geschehen [werden] verschlüsselt in die Tonfolge einer Konzertmusik übertragen, die den Anspruch auf Schlichtheit erfüllt [...]. Die exakte Ortung der vier großen Monde in ihrem Lauf um den Jupiter wird auf akustischem Weg ermöglicht durch spezifisch rhythmische Wendungen, Leitmotive, melodiöse Eigenarten und künstlerisch gestaltete Signale.“ [Anm. 3] Wenige Stunden nach einer Konzertaufführung der Harmonice Mundi Iovis im St.-Paulus-Dom zu Münster ist der Komponist gestorben.

Neben den Stationen und der Harmonice schrieb Günter Bergmann die Klavierzyklen 8 Studien für Klavier und Gestalten und drei Einzelstücke für Klavier mit den Titeln Die Brücke, Der Bogen und Anachronismen.

Publikationen

  • als Mathematiker:
    • Aufsätze in verschiedenen mathematischen Fachzeitschriften (1936 bis 1967)
    • als Herausgeber: Felix Hausdorff, Nachgelassene Schriften, Bd I und II (538 und 569 S.), Stuttgart : Teubner 1969
  • als Biologe:
    • Mimosen. Pflege und Vermehrung in der Hand des Liebhabers, Münster : Regensberg 1982, 3. Aufl. 1995, ISBN 3-7923-0488-0
    • Die Efeu-Sommerwurz auch in Westfalen, Sonderdruck aus Natur und Heimat, Münster, 42. Jahrgang, 1982, Heft 2
  • als Komponist:
    • Notenhefte:
      • Stationen. Nr. 1: Introduktion; Nr. 2: Brahms zum Gedenken; Nr. 3: Scherzo; Nr. 4: Ballade, Nr. 5: Alster, Nr. 6: Intermezzo; Nr. 7: September 1938; Nr. 8: August 1939. Trauermarsch. In sieben Heften, Münster : Verlag Wilhelm Schenk 1972 - 1973
      • Stationen. Musikalisches Tagebuch 1936 - 1939. Musik für Klavier, Münster : Regensberg 1989, ISBN 3-7923-0578-X
      • Die Brücke. Musik für Klavier, Münster : Wilhelm Schenk 1977
      • Gestalten. Musik für Klavier, Münster : Wilhelm Schenk 1977
      • Der Bogen. Musik für Klavier, Münster : Wilhelm Schenk 1978
      • Harmonice Mundi Iovis. Die Jupitermonde Io, Europa, Ganymed, Kallisto auf ihrer Bahn. Orgel, Münster : Regensberg 1980
      • 8 Studien für Klavier, Münster : Wilhelm Schenk 1982
    • Tonträger:
      • [LP]: Die Harmonie der Welt des Jupiter (Harmonice Iovis Mundi) - Die Brücke - Auszüge aus dem Zyklus Stationen. Musikalisches Tagebuch 1936 - 1939; Winfried Berger (Orgel), Michael Wessel-Therhorn (Klavier), Irma Zucca-Sehlbeck (Klavier). Schwann ams-Studio 624, LC 2561
      • [CDs]:
      • Stationen. Musikalisches Tagebuch 1936 - 1939. Sabine Roderburg (Klavier); Aulos Aul 66208, LC 3476
      • Stationen. Musikalisches Tagebuch 1936 - 1939. Sabine Roderburg (Klavier); GENUIN GEN 03012
      • Harmonice Mundi Iovis. Andrea Bärenfänger (Orgel); Düsseldorf : Studio 57
      • Harmonice Mundi Iovis. Andrea Bärenfänger (Orgel); GENUI GEN 03014
      • 8 Studien für Klavier - Die Brücke - Dr Bogen - Gestalten - Anachronismen. Norito Kitano (Klavier); GENUIN GEN 03013
      • Gesamtwerk Günter Bergmann. 3 CDs im Schuber. GENUIN GEN 03011

Literatur

  • Hildegard Bergmann: Günter Bergmann : Künstler, Wissenschaft und Mensch 1910 - 1998 ; eine Biografie, Münster : Agenda-Verlag 2003 ((Neue Beiträge zur Musik in Westfalen ; 8) ISBN 3-89688-173-6.(Lebensbeschreibung Bergmann, verfasst von seiner Frau, mit zahlreichen Dokumenten und Bildern).

Weblink

Einzelnachweise

  • [Anm. 1]: Hildegard Bergmann: Günter Bergmann (...), S. 63
  • [Anm. 2]: Hildegard Bergmann: Günter Bergmann (...), S. 73
  • [Anm. 3]: Hildegard Bergmann: Günter Bergmann (...), S. 73-74